Ausgangspunkt für diesen Brief war der Pathfinderkongress – eine geschlossene Veranstaltung des Handelsblattes in Zusammenarbeit mit sieben großen DAX-Unternehmen. Eingeladen waren jeweils 100 Nachwuchsführungskräfte der sieben Unternehmen. Als Referenten hat jeder der Vorstandsvorsitzenden eine sehr bekannte Persönlichkeit mitgebracht. Aufgetreten sind beispielsweise der ehemalige Formel 1 Fahrer Michael Schumacher, der Wissenschaftler Nassim Taleb oder die Biatlethin Verena Bentele.
Der Anspruch war über Zukunft zu sprechen, die Führungskräfte auf den vor uns liegenden Wandel vorzubereiten und Lösungen für zukünftige Herausforderungen aufzuzeigen. Die Intention war wirklich gut. Aber wie sollen sich Unternehmen auf den dynamischen Wandel vorbereiten, wenn sie dafür an einem solch traditionellen Frontalformat festhalten und sich zudem völlig nach Außen abschotten. Für uns einmal Anlass, an die Türen der Initiatoren zu klopfen und etwas mehr Innovation anzuregen. Zugegebener Maßen hat der Energieschub nach der fantastischen Re:publica wieder seinen Teil dazu beigetragen. Wir freuen uns über Euer Gedanken dazu…
Hier die einzige von uns gefundene öffentliche Dokumentation zum Kongress: [fancy_link link=“http://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/koepfe/handelsblatt-pathfinder-ein-tag-des-nachdenkens/8151186.html“ variation=“orange“]Pathfinder Kongress[/fancy_link]
Die Anregungen kurz zusammengefasst
- Öffnen der Veranstaltung für andere Teilnehmer und Reduzieren des „Elfenbeinturm-Risikos“
- Zukunft aktiv vorleben und das Format viel interaktiver gestalten
- Dialog mit anderen gesellschaftlichen Gruppen beginnen
- Konferenz weiter fortführen
Der Brief im Wortlaut
Lieber Jürgen Fitschen (CEO Deutsche Bank),
lieber Tom Enders (CEO EADS),
lieber Marijn Dekkers (CEO Bayer),
lieber Markus Rieß (CEO Allianz Deutschland),
lieber Johannes Teyssen (CEO EON),
lieber Dieter Zetsche (CEO Daimler),
lieber Heinrich Hiesinger (CEO Thyssen-Krupp),
lieber Gabor Steingart (Herausgeber Handelsblatt),
eine wirklich einzigartige Veranstaltung, die Sie initiiert haben. Jungen Talenten die Möglichkeit zu geben mit den Topentscheidern des eigenen Unternehmens ins Gespräch zu kommen. Eine Möglichkeit, die man als junge Führungskraft wohl nicht täglich hat. Das schafft Motivation bei den Teilnehmern.
Doch ist das Risiko dabei nicht hoch, sich weiterhin im eigenen „Elfenbeinturm“ zu bewegen? In Organisationen die sich gerne, wenn auch manchmal ungewollt, selbst replizieren? Viele wichtige Innovationstreiber waren durch das Format ausgeschlossen. Wo war der Mittelstand, wo die Zivilgesellschaft, wo die Startups, die Kreativen? Werden nicht gerade von diesen Gruppen große Innovationen angestoßen. Und sind nicht genau diese großen Innovationen das, was wir zur jetzigen Zeit brauchen? Gerade der Banken- und Versicherungsbereich steht vor einem gigantischen Umbruch, der die Energiewende als geradezu leichtes Projekt dastehen lässt. Andere Sektoren wie die Automobilbranche haben vielleicht noch etwas mehr Zeit sich neue Konzepte auszudenken und vor allem auch Alte loszulassen.
Der Pathfinderkongress sollte die jungen Talente motivieren neues Terrain zu betreten. Denn, neues Handeln und Denken sei nötig, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Die Vortragenden, die diesen neuen Spirit transportieren sollten, waren sehr erfahren und von hoher Qualität. Doch hätte das frontale Veranstaltungsformat kaum traditioneller sein können. Liegt die Zukunft nicht viel mehr in offenen Formaten: Mitmachen statt konsumieren; Teilnehmer zu Vortragenden, Mitrednern und Gestaltern machen? Das gibt Mut die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und Wandel auch aktiv selbst zu gestalten.
Inspiration dafür geben viele spannende Formate, die sich über die Jahre entwickelt haben. Wer schon einmal auf der Re:publica, dem Convention Camp oder auf einem der unzähligen Barcamps war, weiß, welches gigantische kreative Potential auf diesen Veranstaltungen freigesetzt wird. Hier geht jeder mit neuen Ideen, neuen Kontakten und einem riesigen Umsetzungsdrang nach Hause. An dieser Stelle noch einen herzlichen Dank an Herrn Zetsche. Er war dieses Jahr auf der Re:publica mit dabei und konnte das Format live miterleben.
Liebe CEO´s, liebes Handelsblatt, wenn Sie richtig Bewegung in Ihre Organisationen bringen wollen, gestalten Sie Ihren nächsten Kongress bitte etwas offener und involvieren Sie auch die vielen kreativen Köpfe außerhalb Ihrer eigenen Unternehmen. Nur im gemeinsamen Dialog können wir erfolgreiche Konzepte für die Zukunft entwickeln und die vor uns liegenden Herausforderungen meistern!
Mit dem Pathfinderkongress haben Sie einen wichtigen Stein ins Rollen gebracht. Geben Sie ihm jetzt noch mehr Schwung, dann können Sie wirklich etwas Großes bewegen.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende!